Dienstag, 6. September 2022

Buchvorstellung "Ich wollte nie Veganer sein - Warum Gemüse dennoch mein Fleisch wurde" von Philipp Steuer

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Ich habe mich schon lange nicht mehr beim Lesen eines Buches so sehr amüsiert, wie bei "Ich wollte nie Veganer sein". In lockerem Ton erzählt der Autor Philipp Steuer, der als Kind "ganz normal" bei seiner Familie Fleisch und Milch und Eier konsumierte, wie er allmählich zu einem anderen Bewusstsein kam und zum überzeugten Veganer wurde. Seine Berichte über die Reaktionen der Umwelt zu veganne Ernährungsversuchen seiner Mitmenschen vor vielen Jahren, bringen einen unweigerlich zum Lachen (trotz der Ernsthaftigkeit des Themas).


Ein Beispiel:

"Veganer Bekannter: "Einmal Döner ohne Fleisch"

Dönerladen-Besitzer: Mit Soße?

Veganer Bekannter: Haben sie ein vegane Option?

Dönerladen-Besitzer: Joghurt, ist doch vegan oder?

Veganer Bekannter: Ist es denn Soja-Joghurt?

Dönerladen-Besitzer: Nein, Joghurt:

Veganer Bekannter: Also mit Kuhmilch.

Dönerladen-Besitzer: Ja.

Veganer Bekannter: Dann ist es nicht vegan.

Dönerladen-Besitzer: Zaziki?

Veganer Bekannter: Auch nicht vegan, wenn dort ebenfalls der nicht vegane Joghurt verwendet wurde. 

Dönerladen-Besitzer: Currysoße?

Veganer Bekannter: Ist die denn mit Garnelenpaste? 

Dönerladen-Besitzer: Muss ich fragen, keine Ahnung

Veganer Bekannter: Dann wäre die auch nicht vegan. Ok, dann einfach ohne Soße, passt schon.

Dönerladen-Besitzer: Ja gut, dann Brot mit Salat, da mach dann 2,90 €. Vielleicht eine vegane Serviette dazu?"

./.

Dieses Gespräch fand wohl 2015 statt. Heute haben sich die Angebote für Veganer zum Glück deutlich verbessert.

Philipp Steuer beschreibt fünf Phasen, die ein Fleischesser auf dem Weg zum Veganer durchläuft. 

  • Phase 1: Ablehnung
  • Phase 2: Interesse
  • Phase 3: Euphorie
  • Phase 4: Ernüchterung
  • Phase 5: Veränderung
Man findet sich beim Lesen kopfnickend wieder, denn man kann sich so gut mit diesen Phasen identifizieren. Man muss es wirklich bis zu Phase 5 schaffen, um dauerhaft vegan zu leben. Diesen Spagat zwischen Euphorie und Ernüchterung kann ich sehr gut nachvollziehen, denn das gilt nicht nur für Ernährungsumstellungen, sondern allgemein für Veränderungen im Leben. Irgendwann landet man auf der Stufe der  Ernüchterung, wenn man bemerkt, dass man es keinesfalls perfekt machen kann. Da muss man dann durchhalten, um finalen Erfolg zu haben.


Das Buch zeigt, dass die Entscheidung vegan zu werden, zunächst ein allmähliches Herantasten ans Thema und das Hinterfragen und Überwinden liebgewonnener Gewohnheiten bedeutet. Man muss sich zunächst mit der brutalen Wirklichkeit der Massentierhaltung auseinandersetzen und viel über Tierwohl recherchieren. 

Das Buch informiert trotz der überwiegend humorvollen Schreibweise ganz klar über die Defizite bei der Massentierhaltung sowie der Kuhmilch- und der Eierproduktion. Es informiert über die sozialen Kompetenzen der Tiere, ja sogar Hühner zeigen ein ausgeprägtes Sozialverhalten.

Eine Doku über Haltung und Schlachtung von Schweinen war der entscheidende Wendepunkt für Philipp Steuer. 

"Auf ihrem letzten Gang empfinden die Schweine Angst."

Das konnte und wollte er nicht mehr hinnehmen, obwohl ihm Fleisch bis dahin durchaus geschmeckt hatte.

"Ich möchte nicht, dass ein anderes Lebewesen für mich Angst empfindet, damit ich drei Minuten Genuss auf dem Teller habe. ... Das war's. Lass uns vegan werden."

Auch die Kritikpunkte, die man einer veganen Lebensweise vorwirft, finden im Buch Erwähnung (vegan ist nicht automatisch gesund, schmeckt nicht, Vitamin B Mangel usw.). Die ernährungsphysiologischen Informationen überzeugen auch Kritiker. Mittlerweile hat Philipp Steuer den größten veganen You Tube-Channel in Deutschland (https://www.youtube.com/user/PhilippSteuer/videos) und hat auch schon zwei vegane Kochbücher veröffentlicht.

Mit einer 7-Tage-Vegan-Challenge lädt der Autor zum Ausprobieren ein. Er hilft dem Leser mit einem Wochenplan und Einkaufstipps, alles völlig undogmatisch und in seiner gewohnt lockeren Schreibweise.

Am Ende des Buches kommen auch noch andere Veganer:innen zu Wort und geben viele nützliche Einsteiger-Tipps.


Mir hat die Lektüre dieses Buches richtig Spaß gemacht. Die humorvolle Schreibweise gefällt mir gut, die Erzählungen aus der Kindheit des Autors bis hin zu seiner Entscheidung, vegan zu werden, nehmen einen direkt mit ins Geschehen. Ich sehe vieles aus einem neuen Blickwinkel und habe Dinge über unsere "Nutztiere" und deren Sozialverhalten erfahren, die ich so noch nicht wusste. Die Aussage, dass es nicht um Perfektion geht, sondern um Verbesserung, nimmt den Druck aus diesem brisanten Thema und gibt einen positiven Ausblick.

Das Buch wirkt sehr modern, hat ein besonderes Format, es ist quadratisch und hat eine sehr handliche Größe. Mit dem pinken Cover fällt es besonders ins Auge. Ich kann es wirklich sehr empfehlen, Veganern, Nicht-Veganern, einfach allen, die sich für Ernährung interessieren. Es bekommt von mir eine 10 von 10!

"Ich hoffe, wir werden irgendwann alle verstehen, dass andere Tiere MIT uns auf der Erde sind und nicht FÜR uns."
- Philipp Steuer -


"Ich wollte nie Veganer sein"
von Philipp Steuer
erschienen im Härter Verlag am 19.07.2022
Taschenbuch / 160 Seiten 
ISBN-Nr. 978-3942906562
Preis 14,00 €











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