Dienstag, 16. Januar 2018

Warum wir weniger (keine) Avocados essen sollten


Die Avocado ist erst seit einigen Jahren so richtig in Mode gekommen. Meine Generation kennt in der Kinder- und Jugendzeit Avocados nur von Bildern. In meiner Familie wurde gut bürgerlich gekocht. Avocados? Fehlanzeige. Es gab sie einfach nicht auf dem deutschen Markt.

Als mexikanisches Essen en vogue kam, durfte die obligatorische Guacamole dazu  natürlich nicht fehlen. Das war sozusagen mein erstes kulinarisches Zusammentreffen mit der Avocado. Sonderlich begeistert hat sich mich damals nicht einmal. Grüne Pampe, nicht sehr appetitlich aussehend, vom Geschmack ganz ok, so lautete mein erstes, nicht gerade überschwengliches Urteil. Aber dann trat die Avocado ihren Siegeszug an.


Plötzlich tauchte sie überall auf, in Frauenzeitschriften, Ernährungsratgebern, Kochshows... Die Super-Avocado schlechthin! Sie überzeugte durch ihre inneren Werte:

Die Avocado ist eine der Vitamin-E-reichsten Früchte, beugt Arteriosklerose vor und schützt das Herz. Vitamin K, zuständig für die Blutgerinnung, ist ebenfalls in erwähnenswerten Mengen vorhanden. Der hohe Vitamin-B6-Gehalt verhilft zu einem gut funktionierenden Immunsystem. Die in  Avocados reichlich enthaltene gesunden Fette, Vitamin A und E, tun der Haut gut. Ihre Inhaltsstoffe sind gesundheitsfördernd und gut für Herz, Nerven, Energie, gute Laune, Haut und Haar. Magnesium als wichtiger Mineralstoff für Muskeln, Nerven und Knochen ist ebenfalls reichlich vorhanden. Und das hochwertige Eiweiß der Avocado versorgt den Körper mit allen wichtigen Aminosäuren und macht sie zu einer guten Eiweißquelle für Vegetarier und Veganer.

Avocados sind sehr fettreich (man nennt sie auch Butterfrucht), sie enthalten allerdings gesunde Fette. Diese einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren wirken sich günstig auf den Cholesterinspiegel und das Herz-Kreislauf-System aus. Durch den hohen Fettanteil sättigt Avocado auch sehr gut.

Auch die Beauty-Industrie hat das Avocado-Öl längst für sich entdeckt. Aufgrund ihres hohen Anteils an ungesättigten Fettsäuren und den Hautschutzvitaminen A und E,ist die Avocado ein wahrer Jungbrunnen für die Haut. Besonders für trockene und sensible Haut ist Avocadoöl ideal. Es bindet Feuchtigkeit und fördert die Zellgeneration.


Eine wahre Super-Wunder-Frucht also? Hört sich doch alles prima an? Ja, einerseits. Aber wie bei fast allem, gibt es auch ein "andererseits". Es gibt kaum etwas ohne "Kehrseite" und so ist das bei Avocados leider auch.

Avocados wachsen nur in warmem Klima und werden das ganze Jahr über in warmen Ländern wie Brasilien, Chile, Spanien, Südafrika und Peru angebaut. Bis in unsere heimischen Supermärkte und somit zum Endverbraucher, muss die Avocado viele tausende Kilometer auf LKWs zurücklegen, beim Großteil der Avocados kommt noch eine lange Schiffsreise dazu.  
- Quelle: https://www.express.de/25113798 ©2018 -


Avocados werden unreif geerntet und müssen nach ihrer langen Reise in Reifekammern mit dem Gas Ethen behandelt werden, um nachzureifen. 

Doch diese langen Transportwege sind nicht einmal der Hauptgrund, warum wir unseren Avocado-Konsum überdenken sollten. Bis sie kaufreif in unseren Supermärkten liegen, verschlingen sie enorm viele Resourcen. Ein Avocado-Baum benötigt extrem viel Wasser zum Wachsen und Gedeihen. „Ein Kilogramm Avocados verbraucht 1000 Liter Wasser.“ Das ist wirklich viel!
- Quelle: https://www.express.de/25113798 ©2018 -

Gerade in den warmen Ländern, wie zum Beispiel Afrika, ist Wasser jedoch ein knappes Gut. Auch in Mexico trocknen ganze Landstriche aus, weil das Wasser - statt für Menschen und Tiere - in die Bewässerung  der Avocado-Plantagen geht. 


Dazu kommt der enorme Platzbedarf. Viel Wald in Mexiko ist schon gerodet worden, um Platz für die Avocado-Plantagen zu schaffen. Die Nachfrage ist einfach so groß geworden, und der Verkauf für die "kleinen" Bauern so lukrativ, dass sie ein großes Geschäft mit Avocados machen können. Wurden im Jahr 2010 noch 28.000 Tonnen Avocados in Deutschland eingeführt, waren es 2015 bereits 45.000 Tonnen. Tendenz steigend! Wir schreiben mittlerweile das Jahr 2018.

Abgesehen von der Wasserknappheit, der Rodung wertvoller Waldgebiet gibt es noch eine negative Begleiterscheinung: die Menschen in den Anbauländern leiden unter den Folgen der intensiven Landwirtschaft. Der Einsatz von Pestiziden in den Monokulturen verschmutzt das ohnehin schon knappe Trinkwasser zusätzlich.

So gesund die grüne Superfrucht auch sein mag, ihr enormer Ressourcenverbrauch, lange Lieferwege und hohe Kosten beim Anbau und Transport trüben die weiße Weste der Avocado ziemlich. 

Es gibt durchaus Alternativen zur Avocado, die genauso gesund sind, aber regional angebaut werden können. Zum Beispiel unser guter Broccoli. Auch er hat super gesunde Nährwerte, aber eine viel bessere Umweltbilanz! Wie wäre es mal mit "Broccomole" aus gekochtem Broccoli? Wer auf die ungesättigten Fettsäuren nicht verzichten möchte, kann Nüsse als Alternative mit in Aufstriche oder Dips pürieren. Auch grüne Paprika sind eine ideale alternative für die Avocado bei der Guacamole. Eine Paprikacreme im "Guacamole-Style" schmeckt hervorragend zu Burritos oder beim Grillen.


Ich möchte niemandem seine Avocado schlecht machen. Sie ist auch nur ein Beispiel von vielen Produkten, deren plötzlicher Hype großen Schaden in den Anbauländern anrichtet. Aber ein bewussterer Umgang wäre schon wünschenswert. Wenn schon Avocado, dann bewusst genießen, eher selten, und am besten nur biologisch einwandfreie Avocados aus Israel kaufen. Die gibt es natürlich nicht zum Discounter Dumping Preis, sondern sie sind etwas kostenintensiver. Erhältlich in gut sortierten Bio-Läden. 

Einer meiner Vorsätze für 2018 ist es, bessere Kaufentscheidung zu treffen. Weniger kaufen sowieso, bewusster auch, dafür aber hochwertiger. Unsere Erde braucht Unterstützung, und jeder einzelne von uns kann zumindest irgend etwas tun. Ein nachhaltigerer Alltag, viele kleine Schritte, viel Information und Aufklärung, das bringt mehr, als man erwarten würde!!






6 Kommentare:

  1. Liebe Eva,

    toller Post. Ja, ich esse sie auch gerne aber wenn ich dann die Kehrseite hier bei Dir lese dann werde ich es mal mit so einer Brokkolivariante probieren. Ich möchte auch bessere und umweltfreundlicher Kaufentscheidungen treffen. Daumen hoch!!

    Herzlichst
    die Kerstin

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Eva,

    danke für deinen Beitrag!..Ich habe auch schon über die Medien mitbekommen das die Avocado so gar nicht toll in ihrer Umweltbilanz ist..Leider!!..Ich esse Avocados so,so gerne!..Super das du das Thema mal aufgegriffen hast und sogar noch Alternativen nennst!..Ich werde meinen Avocado Konsum weiter reduzieren und dafür mal deine Alternativen ausprobieren:)..Was ist den an den Israelischen Avocados unbedenklicher?..

    Liebe Grüße
    Nicki

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Bei aus Israel stammenden Avocados werden aus Hongkong importierte Fliegen als Schädlingsbekämpfer eingesetzt. Keine Insektizide. Insofern sind diese Avocados biologisch deutlich besser.

      Löschen
  3. Das ist ja der Ideale Post für Traude Rostroses Reihe A New Life. Schau mal bei ihr auf dem Blog nach dem akteullen Linkup.
    Du hast recht. Ich versuche auch selten exotisches zu kaufen und einigermaßen saisongemäß. Bis auf Rudi steht keiner auf regionale Gemüsesorten. Mein Dad isst alles. Mein Sohn und ich sind sehr wählerisch. Wobei mir Broccoli fast besser schmeckt. Aber der muss halt erst gekocht werden, bevor er im Salat oder in der Nudelsauce landet. Und wenn ich um 18.40 Uhr einkaufen gehe und um 19 Uhr zu Hause bin und mit dem Kochen beginne, muss es meist schnell gehen.
    Wobei ich vermutlich alle 2-3 Monate mal eine Avocado kaufe. Bananen sind da eher bei mir die Übeltäter, die von weit kommen und unterwegs reifen.
    Würde ich keine Paprika und Tomaten essen.... hin und wieder mal... Lauch/Zwieblsorten, Broccoli, Gurken, Sauerkraut.... Bohnen....Blattsalate, Rettiche... in und wieder 3 Splitter Karotten, aber nix bitteres, keine Rüben. Kartoffen mag ich auch nicht so.... Also. Du siehst schon, mein Gemüsekonsum ist eher gering. Abends keine Nudeln, kein Brot, kein Reis, keine Kartoffeln....
    Ich esse viel Eiweiß. Fleisch, Fisch, Eier, Käse.
    Dürfte ich das alles nicht... ich würde vermutlich verhungern.... bevor ich was esse, was ich nicht mag, ess ich lieber gar nichts. Zur Not ein Bier. Macht auch satt :-))))
    LG Sunny
    LG Sunny

    AntwortenLöschen
  4. Ich muss gestehen, dass ich noch NIE eine Avocado gegessen habe. Bin eh nicht für solchen exotischen Kram.

    Liebe Grüße Sabine

    AntwortenLöschen
  5. Wirklich toller Beitrag zum Nachdenken! Zuerst kein Fleisch mehr essen wegen Tierquälerei und jetzt keine Avocado mehr essen wegen zu viel Wasserverbrauch, das ist alles so traurig!
    Aber man muss nicht auf Avocados verzichten, man kann auch europäische Avocados kaufen,z.B. aus Spanien oder aus Kreta.
    Avocado pur mag ich nicht so, wenn überhaupt dann im Salat oder als Brotaufstrich. Avocado Milkshakes aber, schmecken besonders lecker! :)
    Liebe Grüße,
    Claudia

    AntwortenLöschen

Dieser Blog ist mit Blogspot, einem Google-Produkt, erstellt und wird von Google gehostet. Es gelten die Datenschutzerklärung & Nutzungsbedingungen für Google-Produkte.

Um auf diesem Blog zu kommentieren benötigst du daher ein Google Konto.

Wenn Du die Kommentare zu diesem Beitrag durch Setzen des Häkchens abonnierst, informiert dich Google jeweils durch eine Mail an die in Deinem Googleprofil hinterlegte Mail-Adresse.
Durch Entfernen des Hakens löscht Du Dein Abonnement und es wird Dir eine entsprechende Vollzugsnachricht angezeigt. Du hast aber auch die Möglichkeit dich in der Mail, die dich über einen neuen Kommentar informiert, über einen deutlichen Link wieder abzumelden.

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...