Freitag, 12. September 2014

Freitag - Frauentag, heute Margot Käßmann

Margot Käßmann wurde 1958 in Marburg als Margot Schulze geboren. Sie wuchs in einfachen gutbürgerlichen Verhältnissen auf. Nach dem Abitur studierte sie evangelische Theologie und wurde zur evangelischen Pfarrerin. Sie heiratete, nahm den Nachnamen ihres Mannes an und heißt seitdem Margot Käßmann. Sie bekam 4 Töchter, hatte verschiedenste kirchliche Leitungsfunktionen inne und machte innerkirchlich Karriere, die in der Wahl zur Landesbischöfin ihren Höhepunkt fand. Im Jahr 2006 erkrankt Margot Käßmann an Brustkrebs und muss ihr Amt als Bischöfin eine Weile lang ruhen lassen. In dieser Zeit macht sie sich Gedanken über den Status Quo ihres Lebens und überdenkt in der bitteren Konfrontaion mit der eigenen Endlichkeit durch die Krebskrankheit ihre Lebenssituation. Sie trifft die durchaus mutige Entscheidung, sich als Bischöfin scheiden zu lassen und das Scheitern ihrer Ehe einzugestehen. Trotzdem legt sie ihr Amt nicht - wie von vielen erwartet - nieder, sondern führt es fort. Sie hält an der Einhaltung der christlichen Ehe fest, räumt aber ein, dass diese in Einzelfällen scheitern könne und dann auch eine Scheidung vertretbar sei. Mit dieser Haltung stößt sie nicht überall auf Verständnis und löst auch öffentlich heftige Diskussionen aus. Käßmann steht für ein modernes, fortschrittliches Frauenbild, das zwar traditionell auf fester Grundlage steht, aber an die jeweilige Situation angepaßt werden kann. Freiheit und Unabhängigkeit, auch für die Frau, dafür steht sie ein.

Bildquelle: zeit.de
Durch ihre vielen Tätigkeiten im kirchlichen Dienst ist Margot Käßmann unglaublich breit gefächert. Sie befaßt sich mit der Problematik der Ökumene, mit den Strukturen in der Kirche, mit der Rolle der Familie mit und ohne Kinder, mit Bildungspolitik, mit der heutigen Rolle der Frau in der Kirche und im allgemeinen, mit Behindertenförderung, Sterbebegleitung, Kirchenasyl und vielem vielem mehr. Kein noch so brisantes Thema kann sie schrecken, sie ist eine kluge Frau, die direkt und unerschrocken Stellung bezieht. Das schätze ich sehr an ihr. Sie zeigt, wie man Kinder und Karriere selbst auf einem für eine Frau ohnehin schwierigen Terrain (der Kirche) vereinbaren kann, und sie tritt immer wieder für die Gleichberechtigung und Gleichbehandlung der Frau ein. Sie versucht, die Kirche ins moderne Leben zu integrieren, arbeitet beispielsweise als Autorin auf einer kirchlichen Internetplattform. Ebenso setzt sie sich für das Grundrecht der Kriegsdienstverweigerung ein. Ein weiterer wichtiger Themenschwerpunkt ist für sie die Ablehnung religiöser Gewaltlegitimation. Es gebe keinen "gerechten Krieg" nur einen "gerechten Frieden".

Durch ihre Thesen und Meinungen bin ich schon früh auf Frau Käßmann aufmerksam geworden und habe ihren Werdegang mit großem Interesse und Begeisterung verfolgt. Sie ist unglaublich engagiert, auch was politische Themen angeht, hat keine Angst vor Diskussionen oder gar vor anderen Meinungen. Sie setzt sich mit ihrer ganzen Energie für ihre Überzeugungen ein und findet trotz einiger "ewig Gestriger" eine große Anhängerschaft.

Im Jahr 2010 findet ihre ständig voranschreitende Karriere jedoch ein vorläufiges Ende. Mit viel Medieninteresse tritt Käßmann von ihrem Amt als Bischöfin zurück, weil sie unter Einfluß von Alkohol trotzdem Auto gefahren war und dabei eine rote Ampel ignoriert hatte. Die Polizei stoppte ihre Fahrt und so kam alles ans Licht. Als Konsequenz hieraus trat sie zurück, weil sie nach eigenen Angaben "ihre Führungsämter beschädigt habe und nicht mehr mit der nötigen Autorität ausführen könne." Dieser Schritt und ihre Ehrlichkeit brachte ihr viel Sympathie ein. Ihren Gegner, die das Ganze lieber als handfesten Skandal gesehen hätten, wurde größtenteils der Wind aus den Segeln genommen.

Käßmann ging zunächst in die USA, wo sie einen Dozentenauftrag annahm, dozierte danach aber wieder in Deutschland. Seit 2012 arbeitet sie als  „Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland für das Reformationsjubiläum 2017“ . Außerdem schreibt sie wöchentliche Kolumnen für die Bild am Sonntag.

Es gäbe noch viel über diese interessante Frau zu erzählen. Sie hat auch mehrere Bücher geschrieben, eines davon ist "In der Mitte des Lebens", das ich schon vor Jahren gelesen hab und nur empfehlen kann.

Kurzbeschreibung:
"50 - und definitiv zu alt für faule Kompromisse. Die Frage ist: Was war bis hierher? Und: Was habe ich noch vor? - Margot Käßmann legt ein Buch vor, das so lebendig ist wie jede wahre Geschichte und das hilft, den eigenen Standort klarer zu sehen. In zehn Kapiteln geht die Autorin den Themen nach, die sich mitten im Leben stellen: Jugendlichkeit und Alter, Familie, Freundschaft und Alleinsein, Schönheit und Scheitern, Krankheit und Glück, Grenzen und Kraftquellen, Routine und Veränderung. " Lesenswert!!

Für mich wie für viele andere auch ist Frau Käßmann ein außerwöhnliche und beeindruckende Frau. Sie hat Höhen und Tiefen in ihrem Leben erlebt, sie wirkt dadurch sehr menschlich und sehr nah. Sie spricht die Menschen mit ihrer sympathischen offenen und direkten Art an. Gleichzeitig kann sie Fehler eingestehen und zeigt dadurch, seht her, ich bin nicht unfehlbar. Ihre Töchter haben ihr in Krisenzeiten immer wieder Kraft gegeben, aber auch eine Frau Käßmann mußte sich mit dem Loslassen der Kinder auseinandersetzen und mit dem Schmerz, der damit einhergeht. Sie hatte hohe Ämter inne und hat diese wieder verloren, nicht aber ihre Lebensfreude und ihre Energie. Sie musste sich mit ganz alltäglichen Dingen und Sorgen herumschlagen, ich glaube, genau das macht sie so sympathisch. Sie ist wie eine von uns, nicht eine abgehobene Politikerin mit Privatjet und Bodyguards, sondern eben eine ganz normale Frau. Trotzdem befaßt sie sich mit dem Sinn des Lebens, den teilweise überalterten Gesellschaftsanschauungen und den Ungerechtigkeiten aller Art, die es auch heute immer noch gibt. Und ganz egal, ob man ihre Meinungen nun teilt oder nicht, man muss ihr einfach den nötigen Respekt zollen für ihren unermüdlichen Einsatz, mit dem sie verbesserungswürdige Dinge direkt anspricht und auf den Punkt bringt.

Und ein Satz von ihr, der mir persönlich ganz besonders gefällt, ist dieser hier:

„Aus vorangegangen Krisen weiß ich: Du kannst nie tiefer fallen als in Gottes Hand.“ 




Bildquelle: morgenpost.de


Margot Käßmann: Mehr als Ja und Amen. Doch, wir können die Welt verbessern





Quelle: http://chrismon.evangelisch.de/


Margot Käßmann, Sehnsucht nach Leben







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