Dienstag, 28. Januar 2020

"Kampf der Lebensmittelverschwendung durch essbare Überzüge?" Ernsthaft?

Werbung wegen Namensnennung / unbeauftragt


Weniger ist mehr - diese Erkenntnis ist endlich auch beim Thema Lebensmittelverpackungen angekommen. Die Verbraucher sind viel sensibler geworden, was Kunststoffverpackungen (und Verpackungen im allgemeinen) angeht.  Man sieht deutlich mehr Menschen mit mehrfach verwendbaren Beuteln am Obst- und Gemüse-Regal und auch an den Bedien-Theken sind selbst mitgebrachte Behältnisse meist kein Problem mehr. Nach langem Hin und Her bietet der Handel sogar die arme Salatgurke immer öfter ohne Folie an. Das sind zwar kleine, aber gute Schritte in die richtige Richtung.

Allerdings treiben neue "Testprojekte" reichlich seltsame Blüten:


Heute morgen bin ich in meiner Tageszeitung über einen Artikel gestolpert, den ich ausgesprochen befremdlich fand. Der Handel (konkret Edeka und Rewe) testet neue Wege, Obst und Gemüse ohne Plastik länger frisch zu halten. Das hört sich vielleicht zunächst sinnvoll und gut an, bei näherem Hinsehen überzeugt es mich leider gar nicht.

Bei Edeka geht es um essbare Überzüge für Obst und Gemüse, eine dünne Schutzschicht bestehend aus rein pflanzlichen Materialien, wie sie in Schalen, Samen und im Fruchtfleisch vorkommen. Angeblich geschmacks- und geruchsneutral und problemlos essbar. Somit soll ein Wasserverlust verlangsamt und das Eindringen von Sauerstoff verhindert werden, beides sind Hauptursachen für einen schnelleren Verderb. 

Rewe setzt auf einen Überzug aus Zucker, Zellulose und pflanzlichen Ölen. (Lecker?)

Ich möchte kein Obst und Gemüse mit irgendwelchen Überzügen essen! Auch nicht mit "problemlos essbaren". 

Der größte Knaller kommt aber noch: diese Überzüge werden unter dem Deckmäntelchen "Kampf der Lebensmittelverschwendung" vermarktet. Weil wir bösen Verbraucher ja so blöd sind und viel zu viel in die Tonne werfen. Das entspricht zwar der Wahrheit, aber eben nur der halben. Je nach Quelle variieren die Zahlen, aber ungefähr die Hälfte der weggeworfenen Lebensmittel fallen im Handel selbst an. Es beginnt schon auf dem Acker, geht weiter über den Transport bis hin zu unverkauften Produkten im Handel selbst. 

Kampf der Lebensmittelverschwendung? Ich behaupte, es handelt sich um einen weiteren Versuch der Gewinnoptimierung für die Händler. Einen vollkommen überflüssigen und unnötigen. 

Bisher durften in Deutschland Beschichtungen nur bei Früchten eingesetzt werden, deren Schalen nicht verzehrt werden. Nun soll das auch für Erdbeeren, Tomaten, Äpfel, Paprika (und weitere) üblich werden. Dafür muss sogar ein Zulassungsantrag bei der EU vorgelegt werden.

Mir fehlen im Grunde die Worte für dieses Vorgehen. "Frischesafe", "länger lecker", "Kampf der Lebensmittelverschwendung"? Was bitte, ist an Zelluloseüberzügen lecker? Warum hat die Natur es wohl so eingerichtet, dass Obst und Gemüse nur kurze Zeit frisch und lecker und nährstoffreich bleibt? Und nicht vier Wochen lang? 


Ich kann nur an den gesunden Menschenverstand appellieren.  Ich möchte, dass auch noch meine Enkelkinder pures, unbehandeltes Obst- und Gemüse essen können! 

Wir Verbraucher müssen uns wehren, indem wir uns ganz klar positionieren und deutlich machen, so ein überzogenes Zeug wollen wir nicht. Das geht am besten, in dem wir so etwas nicht kaufen! 

Noch gibt es bessere Alternativen:

- Wochenmärkte (auch da muss man allerdings auf den Standanbieter achten, am besten sind regionale Selbstvermarkter)
- Bio-Läden
- Obst- und Gemüse-Abokisten von regionalen Anbietern

Außerdem sollten wir immer Regionales bevorzugen und auf die entsprechende Saison achten. Ich sehe jetzt schon wieder Erdbeeren aus Marokko und weiß der liebe Himmel woher... Die schmecken um diese Jahreszeit sowieso nicht, aber jetzt stellt euch die auch noch mit Überzug vor... Doppelt so lange haltbar...

Wer sich weitergehend mit den Themen Lebensmittelverschwendung und auseinandersetzen möchte, für den habe ich hier zwei empfehlenswerte Internet-Seiten:

Bundeszentrum für Ernährung

Lebensmittel wertschätzen



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