Dienstag, 14. Juni 2016

Buchvorstellung "Der kleine buddhistische Lebensberater" von Dolpo Tulku Rinpoche (Kailash Verlag)

Das Besondere an diesem Büchlein ist zunächst die Lebensgeschichte des Autors. Er war ein gewöhnlicher Hirtenjunge aus Nepal. Nach einer Begegnung mit dem Dalai Lama beschließt er mit gerade mal 9 Jahren, in ein buddhistisches Kloster einzutreten, um Mönch zu werden. Dort erkennt man in ihm die Reinkarnation eines hochstehenden Mönches, einem sogenannten "Dolpo Tulku". Mittlerweile ist aus dem Hirtenjungen nach vielen Jahren Klosterdasein ein charismatischer, buddhistischer Lehrer geworden, der durch die ganze Welt reist und Hilfestellungen für sämtliche Lebenslagen anbietet, zum Beispiel auch Seminare zu den Themen Stress und Burn Out. Er schreibt und spricht sehr alltagsnah und modern, und dabei stets gütig und mit viel Respekt vor den Menschen und der Schöpfung.

Sein Buch "Der kleine buddhistische Lebensberater" ist kein Buch im herkömmlichen Sinn. Es besteht aus 26 Kapiteln, die jeweils ein komplexes Thema behandeln, und zwar von A - Z. Man kann die Kapitel einzeln lesen, je nach Bedarf. Von hinten nach vorne oder umgekehrt. Es wird einen aber - egal welches Kapitel man liest, sofort in seinen Bann ziehen.




Preis: 12,00 Euro  /  Seiten: 285 /  Erscheinungstermin: 18. Mai 2015/
ISBN-Nr. 978-3-424-63102-9  Kailash-Verlag


Unser Alltag ist geprägt von vielerlei Anforderungen. Beruf, Familie, persönliche Probleme und Fragestellungen, Ängste und auch Schuldgefühle. Viele Menschen suchen nach Antworten und nach einem Sinn im Leben. Doch die meisten glauben, dass man extra Kurse besuchen muss oder oft nicht realisierbare Auszeiten braucht, um ein ausgeglichener und glücklicher Mensch zu werden.

Dolpo Tulku Rinpoche zeigt in seinem Buch, dass man auch ohne große "Maßnahmen" im Alltag lernen kann, seinen inneren Frieden zu finden und zu bewahren. Es muss nicht gleich ein Yoga Kurs in Indien sein (wobei der natürlich auch nicht schlecht ist...). Der Autor möchte unseren Geist dahingehend schulen, dass wir im ganz normalen Alltag trotz aller Widrigkeiten Glück erfahren können. Es sind keine zwei Welten - die spirituelle und die alltägliche - zwischen denen man, je nach Bedarf und möglichem Zeitfenster hin und herspringen soll oder muss. Es geht vielmehr darum, die helfenden Sichtweisen dauerhaft im Alltag zu integrieren. Davon handelt sein Buch mit häufig auftauchenden Problemsituationen von A - Z.
  • A - Ärger
  • B - Buddha
  • C - Charakter
  • D - Dharma
  • E - Eifersucht
  • F - Freigiebigkeit
  • G - Glück
  • H - Helfen
  • I - Intention
  • J - Jammern
  • K - Karma
  • L - Lernen
  • M - Meditation
  • N - Natur (der Phänomene)
  • O - Offenheit des Herzens
  • P - Praxis
  • Q - Quelle des Leidens
  • R - Respekt
  • S - Selbstbewusstsein
  • T - Tod
  • U - Unwisssenheit
  • V - Vergänglichkeit
  • W - Wettbewerb
  • X - Xenophobie
  • Y - Yoga
  • Z - Zufriedenheit
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Mir haben vor allem die Sichtweisen des Autors auf viele Themenbereiche gefallen. Alles näher zu beschreiben, würde den Rahmen hier sprengen. Deswegen greife ich als Beispiel das Kapitel W - Wettbewerb auf:

Der Autor sagt, dass heutzutage in den meisten Ländern der Erde der Wettbewerb und das damit verbundene Konkurrenzdenken eine große Rolle spielt. Ursprünglich ist Wettbewerb nichts Schlechtes, er bedeutet zunächst, sich mit anderen Menschen zu messen. In Bezug auf  Qualitäten, Erfahrungen oder Errungenschaften. Was wir aber daraus machen, ist ein uns selbst schädigendes Konkurrenzdenken, dass zu ständiger Anspannung und oft zum Gefühl des "Schlechter-Seins" führt. Selbst, wenn wir genug für unser Leben haben, wird der Anspruch nach immer Mehr zu einem ständigen Druck, der uns begleitet. Für viele Menschen führt das zu Depressionen und im schlimmsten Fall zum Selbstmord. 

Dolpo Tulku Rinpoche sagt: 

Wir sollten das Konkurrenzdenken aufgeben und den Wunsch, anderen zu schaden. Wenn wir immer versuchen, besser als der andere zu sein, können wir kein Mitgefühl für andere entwickeln. Wir werden einsam und verbissen. Letzten Endes schaden wir uns selbst am meisten, weil wir kein gesundes und natürliches Miteinander mehr erleben können. Für inneren Frieden und Glück sollten wird jeden Wettstreit aufgeben und uns auf uns selbst und unsere echten Bedürfnisse konzentrieren. 

Wir sollten die Menschen nicht in Gewinner und Verlierer einteilen. Er erklärt das am Beispiel vom Fußballspielen. Egal bei welcher Meisterschaft, es wird immer nur ein Team gewinnen. Die anderen empfinden sich als derbe Verlierer, dabei geht es um viel mehr. Der Einsatz für sein Team, die schönen Momente des Zusammenspiels, das Wissen, dass nur einer gewinnen kann und die anderen deswegen nicht zwangsläufig schlecht sind - all das verliert an Bedeutung. Dadurch werden die Menschen getrieben und gehetzt, statt sich innerlich frei zu fühlen. Interessanterweise ist das gerade ein aktuelles Thema, aber man kann es auf viele Bereiche übertragen. 

Auch das Konkurrenzdenken im Bildungssystem spricht er an. Schüler werden heute nur anhand ihrer Noten beurteilt. Das ist aber nur eine Seite der Medaille. Denn egal wie gut die Noten auch sein mögen, sie sagen nichts über Erfahrung oder wirkliches Interesse für ein Themengebiet aus. Wenn die Motivation für gute Noten nur darin besteht, besser als seine Mitschüler zu sein, ist es die falsche Motivation. Der Nutzen des Lernstoffes für den Lebensweg ist das Ziel. Außerdem werden Schüler aus völlig falschen Motiven sehr viel Druck ausgesetzt, anstatt mit Freude und Eifer zu erfahren, was der Lernstoff für das weitere Leben bedeuten kann. Das gleiche gilt für den Arbeitsplatz. 

Konkurrenz ist kontraproduktiv. Besser ist es, seine Arbeit so gut wie möglich machen zu wollen und mit einer positiven Haltung den Mitarbeitern, Vorgesetzten oder Untergebenen gegenüber. Warmherzigkeit unter Kollegen ist das bessere Ziel, als sich gegenseitig übervorteilen zu wollen. Letzteres zerstört den inneren Frieden und schafft unnötige Anspannung. 
  • Verständnis für andere
  • Menschliche Wärme
sind die zwei Punkte, die der Autor für ein ausgeglichenes Leben für unerläßlich hält. 

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Das war eine kurze Abhandlung des Punktes "W - wie Wettbewerb". In dieser Art sind auch alle anderen Themen gehalten. Das Buch gibt praktische Tipps, die uns in schwierigen Lebenssituationen weiterhelfen können. Allein die andere, objektive Sichtweise des Autors ist hilfreich. 

Das Buch wird einen festen Platz auf meinem Nachttisch bekommen. So kann ich je nach Bedarf einzelne Kapitel nachlesen und hoffentlich einen positiven Blick auf gewisse Dinge bekommen. Ein schönes, praxisnahes Buch, das wertvolle Ratschläge gibt.

Auch als Geschenk sicherlich eine gute Idee!



Das Buch wurde mir kostenlos zur Rezension zur Verfügung gestellt.

1 Kommentar:

  1. Danke für die Buchvorstellung. Ich finde diese fernöstliche Philosophie faszinierend. Die Menschen dort wachsen mit einer ganz anderen Geisteshaltung auf. Ich hab mal gelesen, dass die Tibeter auf ihrer Flucht fast alle Bücher mitgenommen haben, um sie zu retten und diese jetzt in einer großen Bibiliothek stehen. Aber dass dieser unermeßliche Reichtum an Wissen leider nicht richtig genutzt werden kann, weil die Übersetzungen so schwierig sind und es dort eben viele Begriffe gibt, die wir hier gar nicht kennen oder erfassen können, weil unsere Sprache das einfach nicht hergibt.

    Liebe Grüße
    Bianca

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